Gemeindezentrum St. Gerold


PLANUNG: cukrowicz nachbaur architekten zt, Bregenz
AUSFÜHRUNG (HOLZBAU): Nigsch Holzbau, Blons, Zimmerei Heiseler, Sonntag, Zimmerei Berchtel, Schnifis

PRÄMIERT BEIM VORARLBERGER HOLZBAUPREIS 2009, KATEGORIE ÖFFENTLICHER BAU

Vorarlberger Holzbaupreis
Foto: Hanspeter Schiess

Rundum ökologisch

Das Gemeindezentrum Sankt Gerold stellt in einer traditionsgeprägten Alpenlandschaft einen etwas fremden Baukörper dar. Es ist wohl eine Kiste, aber was für eine! Der erste viergeschossige Holzbau Vorarlbergs, mit einer Liftkonstruktion und -auskleidung aus Leimholz, gebaut aus lokalem Holz nur von heimischen Firmen und rundum ökologisch.

Straßenseitig ragen nur zwei Stockwerke heraus. Ein Dorfladen steht im Erdgeschoss, die Holztreppe führt nach oben zum Rathaus. Im Hang eingegraben, zur Landschaft hin orientiert, liegen Kindergarten und Spielgruppe. Innen wie außen ist das Bild des Gebäudes von der Weißtanne geprägt. Konstruktion und Fassade wurden mit Hölzern aus dem gemeindeeigenen Wald hergestellt; Boden, Wand und Decken aus Bäumen, die in Vorarlberg wuchsen. Die Verwendung lokaler Baustoffe reduziert nicht nur die Stoffkreisläufe und dadurch die graue Energie, sie fördert auch die lokale Wirtschaft und stärkt die regionale Identität.

Alle Materialien wurden auf sämtliche bedenkliche Schadstoffe im Herstellungsprozess geprüft und ihr Einbau wurde vor Ort kontrolliert. Drei Potenziale wurden unter die Lupe gestellt: Primärenergiegehalt, CO2-Emissionen und Versäuerung. Dabei wurden ausschließlich PVC-, H-, FCKW- und HFKW freie Baustoffe verarbeitet sowie Schafwolle und Holzfaserdämmungen statt Mineralwolle verwendet. Die Energiekennzahl des kompakten Baus beträgt nur 10,7 kWh/m² und ist damit deutlich unter der Grenze des Passivhausstandards. Dieses im Rahmen eines Interreg IIIa realisierte Pilotprojekt ist der erste als Passivhaus zertifizierte öffentliche Bau Vorarlbergs.

„Man muss nur wollen, dann geht´s!“ – Interview mit Bürgermeister A. Müller

„Man muss nur wollen, dann geht´s! Es macht Sinn wenn man schlagbares Holz aus dem eigenen Wald hat. Bei der Planung war schon klar, dass es ein Holzbau werden soll und dass möglichst viel Holz aus dem Gemeindewald kommen sollte. Ca. 85 Prozent des verwendeten Holzes stammt aus der Region. Die Weißtannen wurden im Winter geschlagen, gesägt und im Tal getrocknet. Regionale Zimmereien haben die Holzbauelementkonstruktion vorgefertigt. Die Wertschöpfung blieb im Tal. Es wäre billiger gewesen Schnittware zu kaufen. Aber die kurzen Wege waren uns wichtiger.

Das Flachdach hat sich trotz anfänglicher Bedenken bestens bewährt. Die Fensterbänke aus Weißtanne waren allerdings nicht die beste Wahl. Bauen mit Holz benötigt ein gewisses Knowhow: Früher wurden auf den Alphütten sogar die Kamine aus Holz gefertigt.“

Weitere Projektdaten

  • SONSTIGES: heimisches Holz, das gesamte Bauholz wurde aus dem eigenen Wald der Gemeinde St. Gerold beigestellt
  • ENERGIETECHNIK: Passivhaus
  • ENERGIESYSTEM: Erdwärme
  • FENSTER: Passivhausfenster

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